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Wie der Park in den Wald kam

Volkspark Wuhlheide Plan 1924
Plan für den Volks- und Waldpark Wuhlheide von Ernst Harrich, 1924, farbig (Archiv Museen Treptow-Köpenick)
Die Wuhlheide, deren Name sich auf das Flüsschen Wuhle bezieht, war im 19. Jahrhundert ein ausgedehntes Waldgebiet, das u. a. den heutigen Treptower Park, den Plänterwald, die Köllnische Heide sowie die Wuhlheide umfasste und sich im Cöpenicker und Friedrichshagener Forst fortsetzte. Durch die sprunghafte Ausdehnung Berlins im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts drang die städtische Bebauung auch in Richtung dieser Waldgebiete vor. Sukzessive wurde Forstgelände zur Bebauung bestimmt und freigegeben. Durch die Ansiedlung von Industriebetrieben und -einrichtungen in der Umgebung der Wuhlheide zeichnete sich außerdem die zukünftige Entwicklung als Industriestandort ab.

Die Sehnsucht nach dem Wald

Um die Jahrhundertwende machte sich die wachsende Bevölkerungszahl in den östlichen Bezirken auch in der Wuhlheide bemerkbar. Die Forstbehörde beschloss sogar, neue Wege anzulegen, um den Verkehr der Massen besser zu regeln. Außer Waldwegen gab es hier jedoch nichts. Um den Menschen mehr Möglichkeiten der Naherholung zu bieten, sollte daher ein Teil der Wuhlheide in einen Volkspark umgewandelt werden. Dieser Plan erhielt neue Schubkraft durch den notwendig gewordenen Bau eines Wasserwerks in der Wuhlheide, das den gestiegenen Trinkwasserbedarf für Berlin sichern sollte. Beim Kauf des 527,3 ha großen Wuhlheide-Terrains vom Forstfiskus verpflichtete sich die Stadt, in einem Bereich von 125 ha einen Volkspark anzulegen. Während das Wasserwerk noch vor dem 1. Weltkrieg in Betrieb genommen werden konnte, wurden die Volksparkpläne kriegsbedingt zurückgestellt.

Erste Pläne für den Volkspark Wuhlheide

Als sich die Stadt oder genauer gesagt die Treptower Gartenamtsverwaltung dem Projekt 1919 wieder zuwandte, machte die Natur in der Wuhlheide einen besorgniserregenden Eindruck. Dafür verantwortlich waren u. a. die Luftverschmutzung durch die umliegende Industrie, die Absenkung des Grundwasserspiegels durch den Wasserwerksneubau und die Nutzung von Waldlichtungen als Schuttabladeplatz. Von da an ging alles ganz schnell. 1922 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Errichtung des Parks und ein Jahr später legt der Treptower Gartendirektor Ernst Harrich einen ersten Plan vor. Dieser wurde bis Baubeginn 1924 mehrfach ergänzt und detailliert ausgearbeitet. Dabei spielte auch der Naturschutz eine große Rolle. Ernst Harrich wollte keinen Zierpark, sondern einen Waldpark mit Bäumen und Sträuchern, wie sie auch in der freien Natur vorkommen. Darin eingebettet plante er Anlagen, die der Erholung und Volksgesundheit dienen sollten.

Umsetzung in schwierigen Zeiten

Für die Umsetzung der Pläne spielte das Engagement des Berliner Oberbürgermeisters Böss eine wichtige Rolle. Er hatte 1921 die Stiftung „Park, Spiel und Sport“ gegründet, die trotz geringer Geldmittel in relativ kurzer Zeit 43 Projekte betreute, zu denen auch der Volks- und Waldpark Wuhlheide gehörte. Für die Arbeiten selbst wurden im Rahmen der Erwerbslosenhilfe viele Arbeitslose gewonnen. Trotzdem waren die Verhältnisse nach dem Krieg schwierig und es fehlte an Arbeitskräften und Materialien. Immer wieder musste improvisiert werden, was u. a. dazu führte, dass die Schutt- und Müllablagerungen in der Wuhlheide als „Baumittel“ eingesetzt wurden, z. B. bei der Errichtung der Terrassengärten und des Rodelbergs. Insgesamt dauerte der Ausbau des Parks 13 Jahre.

Literatur

  • Förderverein Verkehrsgeschichte e. V., Studie zur Gestaltung des Erholungsgebietes Karlshorst/Wuhlheide unter besonderer Berücksichtigung der historischen Entwicklung, 1991
  • Jörg Bock, die Wuhlheide. Zur Geschichte des Volks- und Waldparks, in: Karlshorster Beiträge zur Geschichte und Kultur, Heft 8, Berlin 2013
  • Volker Zappe, Die Waldparkidee und der Volks- und Waldpark Wuhlheide in Berlin, Diplomarbeit 1993
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